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AuDHS und die Medizinische Versorgung – Teil 1

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Tja, was soll ich sagen? Der Sommer 2024 ist vorüber und mit dem neuen Schuljahr startet der Alltag wieder voll durch.

So wirklich freut es mich nie, wenn die Ferien vorüber sind. Zu sehr genieße ich die Zeit mit meinen Jungs und meinem Mann. Doch dieses Jahr fällt mir der Abschied vom Sommer umso schwerer, da der Sommer nicht wie ein Sommer war.

Zumindest nicht für mich und meine Familie.

Denn in der zweiten Ferienwoche – genau am Geburtstag meines Mannes – musste ich mit starken Schmerzen im Bauch ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Tadaaa – Blinddarmentzündung…

Zwei Tage wurde ich dort mit Antibiotika, Schmerzmitteln und Flüssigkeit versorgt, bis ich endlich operiert werden konnte. Nach der OP ging es dann nach zwei Tagen nach Hause.

Gott sei Dank!

Denn wie man sich denken kann, waren die Tage im Krankenhaus nicht nur wegen der Schmerzen eine extreme Herausforderung. Ich war dermaßen überstimuliert durch die Schmerzen, die Ärzte und Schwestern, die etwas von mir wollten, den vielen Geräuschen, dem grellen Licht und den Gerüchen, dass ich ein zitterndes, zusammengekrümmtes Häufchen Elend war. Und dazu kamen dann noch meine Gedanken, dass ich meinem Mann den Geburtstag ruiniert habe und den Jungs zumindest mal die Woche. Tja, und dann war da ja auch noch meine Arbeit. Ein tiefes Gefühl der Schuld beherrschte mich, da ich all diesen Menschen Probleme machte und ich weder wusste wie ich es besser machen könnte, noch wie ich diese Situation überstehen sollte.

Ich weiß wirklich nicht, wie ich die zwei Tage bis zur Operation geschafft habe. In regelmäßigen kurzen Abständen kamen Ärzte und Schwestern. Mal wollten sie Blut abnehmen und mal eine neue Infusion anhängen. Mein Mann war mir die größte Stütze. Er war einfach für mich da, soweit es neben der Betreuung der Jungs möglich war. Ich hielt die meiste Zeit einfach nur seine Hand und lag dort mit geschlossenen Augen und meinen Geräuschunterdrückenden Kopfhörern. Einfach diese Berührung und das damit verbundene Wissen, dass mein Fels in der Brandung da ist und auf mich aufpasst und beschützt, hat mich diese Zeit überstehen lassen.

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Ein paar Stunden nach der Operation war ich schon wieder auf den Beinen. Im Wortwörtlichen Sinne, denn die Anweisung der Ärzte war: gehen, gehen, gehen – so lange und so gut es geht. Und es war eher ein kriechen, oder besser noch Pausen mit kriechen. Also lief ich im Krankenhaus herum und suchte mir die ruhigsten und menschenleersten Gänge. Sobald ich merkte, dass Besuchszeit war und wesentlich mehr Bewegung auf der Station herrschte, verkrümelte ich mich in mein Zimmer und in mein Bett. Ich lag in einem Zwei-Bett-Zimmer und hatte eine sehr gesellige junge Dame als „Mitbewohnerin“. Ich befürchte, ich wirkte ihr gegenüber extrem kalt und abweisend, da ich den kleinen Sichtschutz zwischen den Betten auszog und immer mit Kopfhörern unterwegs war. Ich wollte wirklich nicht unterkühlt wirken, doch sowohl mein Autismus-, als auch meine ADHS-Seite, waren die ganze Zeit an der Belastungsgrenze. Häufig auch darüber hinaus, doch ich konnte an der Situation nichts ändern.

Ich und auch mein Mann hatten bereits die Rettungsfahrer und später bei der Aufnahme im Krankenhaus auch noch ein- zweimal zusätzlich darauf hingewiesen, dass ich Autistin und ADHSlerin bin. Leider muss ich sagen, dass ich weder von einem Arzt noch einer Schwester das Gefühl -nicht einmal ansatzweise- bekommen hätte, dass ich ernst genommen werde.

 Ich fühlte mich zwar im Bezug auf meinen Blinddarm gut betreut, ansonsten jedoch fühlte ich mich allein, verlassen und unzureichend. Denn anscheinend kamen alle anderen Patienten und Patientinnen auf der Station mit der Situation klar.

Also machte ich das, was ich über 37 Jahre meines Lebens gemacht hatte. Ich zog mich zurück und verkrümelte mich in mich selbst. Mit dieser Taktik- und der dazu gehörigen Maskerade- überstand ich diese fürchterlichen Tage. Als ich endlich nach Hause konnte, war ich dermaßen psychisch belastet, dass ich nur am Sofa lag und abwechselnd mit meinem Mann, einem meiner Jungs und meinen Hunden kuschelte. Ohne Fernseher. Ohne Radio. Und mit meinen Kopfhörern. Es dauerte einige Tage, bis ich mich psychisch erholte. Die körperliche Erholung dauerte länger. Ich war froh, alles überstanden zu haben. Doch dem war nicht so. Aber das erzähle ich das nächste Mal.

Kennt ihr solche Erlebnisse? Schreibt doch gerne in den Kommentaren eure Erfahrungen.

Eure Christin

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